Zwischen Fitness und Fast Food - Verstößt Influencer Marketing für ungesunde Lebensmittel gegen WHO-Vorschriften?

Social Media hat die Art und Weise, wie Unternehmen für ihre Marke und Produkte werben, revolutioniert. Dabei sind Influencer:innen zu zentralen Werbeträgern und auch zu Trendsettern geworden. Ihre Empfehlungen und Posts beeinflussen die Kaufentscheidungen ihrer Follower. Die von Influencer:innen beworbene Produktpalette kennt kaum Grenzen. Verschiedenste Artikel, Dienstleistungen und Abonnements werden im Rahmen von bezahlten Kooperationen den Follower:innen empfohlen. Lebensmittel spielen dabei auch eine prominente Rolle. Viele Accounts setzen ihren Fokus auf gesunde Lebensweisen oder Fitness Produkte. Doch wenn Süßwaren, Softdrinks und Fast Food vermarkten steht dies nicht im Einklang mit den Empfehlungen und Vorschriften der WHO. Aktuelle Studien werfen ernsthafte Fragen auf: Verstoßen Influencer:innen gegen wichtige Gesundheitsvorschriften, indem sie ungesunde Lebensmittel bewerben?

Inhalt

  1. Der Einfluss von Influencer:innen auf die Ernährung von Social-Media-Usern
  2. Studie des Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien
  3. Gesetzeslage und die Rolle der Influencer:innen
  4. Dringender Handlungsbedarf: Wie Influencer-Marketing zu einer gesünderen Zukunft beitragen kann
  5. Fazit: Jetzt handeln für eine gesündere Zukunft

1.Der Einfluss von Influencer:innen auf die Ernährung von Social-Media-Usern

Sowohl persönliche Faktoren wie Bequemlichkeit, die Erreichbarkeit und Bezahlbarkeit von Lebensmitteln als auch äußere Einflüsse wie Preise und Verfügbarkeit beeinflussen, welche Nahrungsmittel eine Person konsumiert. Insbesondere Marketingstrategien und die Platzierung von Produkten, sei es im Supermarkt oder in digitalen Umgebungen, haben einen erheblichen Einfluss auf das Konsumverhalten. Im digitalen Zeitalter spielt Social Media Marketing eine zentrale Rolle, da es gezielt auf Nutzerprofile abgestimmte Inhalte verbreitet. Influencer:innen, die als authentische Meinungsführer wahrgenommen werden, sind ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie. Sie erreichen über ihre Plattformen ein breites Publikum, darunter viele Jugendliche und Kinder, und können durch ihre Empfehlungen das Konsumverhalten ihrer Follower beeinflussen. In den sozialen Medien gibt es Accounts für verschiedenste Nischen und Branchen. Top-Themen sind unter anderem Fashion, Gaming, Reisen, aber auch Fitness und Ernährung sind sehr präsente Inhalte auf den Plattformen. Trends wie Clean Eating, Veganismus oder Bodybuilding machen einen bedeutenden Anteil der einflussreichsten Accounts auf Plattformen wie Instagram, YouTube und TikTok aus.

Beispiele hierfür sind:

Pamela Reif (@pamela_rf) Content: Fitness, gesunde Ernährung Beschreibung: Pamela Reif teilt auf Instagram und YouTube Workouts, gesunde Rezepte und Tipps für einen aktiven Lebensstil. Instagram: >9,1 Mio. Follower

Growingannanas (@growingannanas) Content: Fitness, gesunde Ernährung, mentale Gesundheit Beschreibung: Anna Engelschall teilt auf Instagram und YouTube inspirierende Workouts, Ernährungspläne und motivierende Beiträge zur mentalen Gesundheit. Instagram >1,4Mio. Follower

Toni Kroos (@toni.kr8s) Content: Fußball, Lifestyle Beschreibung: Toni Kroos, ein erfolgreicher Fußballer, teilt auf Instagram Einblicke in sein Leben als Profisportler und seinen Alltag abseits des Spielfelds. Instagram: > 48,5 Mio Follower

Alfie Steiner (@alfiecooks_) Content: Plant-based Ernährung Beschreibung: Der 25-Jährige Engländer teilt auf seinem Profil plant-based Rezepte Instagram: >4,1Mio Follower

Maya Leinbach (@fitgreenmind) Content: Vegane Rezepte, gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit, Sport Beschreibung: Maya Leinbach teilt auf Instagram, YouTube und TikTok vegane Rezepte, Tipps für einen nachhaltigen Lebensstil und inspirierende Beiträge zur gesunden Ernährung. Instagram: >3,9 Mio. Follower

Diese Influencer:innen vermarkten nicht nur Produkte, sondern auch einen gesunden Lebensstil, indem sie Fitness, Ernährung und Wohlbefinden in den Mittelpunkt ihrer Inhalte stellen. Ihre gesunden Lebensweisen inspirieren viele Menschen.

2. Studie des Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien

Anders als in den Branchen Technik, Automotive und Fashion sind für die Lebensmittelindustrie insbesondere Kinder und Jugendliche eine wichtige Zielgruppe. Sie verfügen oft über ein Taschengeldbudget, das für Snacks in Supermärkten und Kiosken ausreicht. Darüber hinaus sind sie die zukünftigen erwachsenen Verbraucher und werden daher im Marketing von Lebensmittelmarken stark berücksichtigt. Eine Studie des Zentrums für Public Health der Medizinischen Universität Wien hat alarmierende Ergebnisse geliefert. Laut der Untersuchung, die auf dem European Congress on Obesity in Maastricht vorgestellt wurde, bewerben deutschsprachige Influencer:innen zu etwa 75 Prozent ungesunde Lebensmittel. Diese Produkte überschreiten häufig die von der WHO empfohlenen Grenzwerte für Salz, Fett und Zucker, die nicht an Kinder vermarktet werden dürfen. Die Studie hat festgestellt, dass Jugendliche auf Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube stündlich mit Werbung für 18 verschiedene Produkte konfrontiert werden. Bei dieser Flut von Inhalten, oft subtil in den Posts eingebettet und nicht immer klar als Werbung gekennzeichnet, wird die Gesundheitswirkung auf die jüngere Zielgruppe unterschätzt.

Hier geht’s zur Studie

3. Gesetzeslage und die Rolle der Influencer:innen

In einigen Ländern, wie dem Vereinigten Königreich und Irland gibt es bereits gesetzliche Maßnahmen wie eine Zuckersteuer und spezielle Vorschriften für die Kennzeichnung von Lebensmitteln, um den Konsum ungesunder Produkte einzudämmen. Speisekarten enthalten hier zum Beispiel die durchschnittliche Anzahl an Kalorien pro Gericht. Maßnahmen wie diese sind ein Schritt in die richtige Richtung, und können Konsumenten auf dem Weg zu einer ausgewogenen, gesunden Ernährung unterstützen. Jedoch zeigt die Studie, dass der Einfluss von Influencer:innen in den sozialen Medien oft unreguliert bleibt. Der renommierte Koch und Gesundheitsexperte Jamie Oliver hat sich explizit für strengere Vorschriften im Lebensmittelbereich ausgesprochen und die Notwendigkeit betont, auch die Werbung zu regulieren. Er verfolgt das Ziel, mithilfe seines Einflusses und seiner Reichweite auf die ungesunde Ernährung und die Notwendigkeit einer besseren Kennzeichnung aufmerksam zu machen – ein Anliegen, das durch die Ergebnisse der aktuellen Studie weiter verstärkt wird. (Quelle)

4. Dringender Handlungsbedarf: Wie Influencer-Marketing zu einer gesünderen Zukunft beitragen kann

Die Tatsache, dass in Deutschland rund 10% der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig und circa 6% adipös sind, macht die Untersuchungsergebnisse umso alarmierender (Quelle) Die Bewerbung ungesunder Lebensmittel über Social Media leistet zur Gewichtszunahme im Kindesalter einen wesentlichen Beitrag. Der Einfluss durch Influencer:innen auf die Ernährungsgewohnheiten der jungen Generation hat weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit. Es sind Maßnahmen erforderlich, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen. Folgende Ansätze bieten Lösungen:

Strengere Regeln für Werbung in sozialen Medien: In einigen Ländern gibt es bereits Gesetze, die es verbieten, ungesunde Lebensmittel an Kinder zu vermarkten. Die Einführung klarer Werbevorschriften speziell für soziale Medien ist entscheidend, besonders wenn es um Produkte geht, die sich an junge Menschen richten.

Klare Kennzeichnung und Nährwertinformationen: Transparenz auf Social Media leistet einen entscheidenden Beitrag, um einen verantwortungsbewussten Umgang mit Werbung zu fördern und Vertrauen aufzubauen. Influencer:innen sind verpflichtet, Werbung deutlich zu kennzeichnen. Die zusätzliche Angabe von Nährwertinformationen und Zutatenlisten der beworbenen Produkte könnte den Followern helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und besser einschätzen, welche Produkte gesund für ihren Körper sind.

Förderung gesunder Werbeinhalte: Influencer:innen, die ihre Reichweite nutzen, um gesunde Produkte und Lebensstile zu fördern, könnten von staatlichen Institutionen oder den Social Media Plattformen unterstützt werden. Durch Anreize oder Auszeichnungen könnten noch mehr Influencer:innen motiviert werden, sich für gesunde Lebensweisen einzusetzen.

Bildung von Kindern und Jugendlichen im Umgang mit Werbung und Ernährung: Eine langfristige Lösung liegt in der Stärkung der Medienkompetenz, sowie dem Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung. Schulen könnten dabei eine zentrale Rolle spielen, indem sie Unterricht anbieten, der den kritischen Umgang mit Werbung fördert. Bildung zu gesunden Lebensweisen sollte für alle zugänglich sein, damit alle Menschen lernen können, Werbung besser zu hinterfragen und gesunde Entscheidungen zu treffen.

Gemeinsame Verantwortung: Regierungen, soziale Plattformen, Influencer:innen und Gesundheitsexperten: Eine Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Social Media Plattformen und Gesundheitsexperten ist entscheidend. Gemeinsam können Richtlinien und Regeln entwickelt und durchgesetzt werden, die sicherstellen, dass das Influencer-Marketing nicht die Gesundheit gefährdet. Plattformen wie Instagram, YouTube und TikTok könnten Technologien einsetzen, um Werbung für ungesunde Lebensmittel zu kennzeichnen und gleichzeitig gesunde Alternativen zu fördern.

5. Fazit: Jetzt handeln für eine gesündere Zukunft

Influencer:Informationen haben einen großen Einfluss auf das Konsumverhalten, besonders bei jungen Menschen. Deshalb ist es wichtig, dass sie ihre Reichweite verantwortungsvoll nutzen. Angesichts der großen Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlicher ist schnelles Handeln gefragt. Werbevorschriften, die Förderung gesunder Inhalte und die Stärkung der Medienkompetenz sind unverzichtbar, um eine positive Veränderung zu bewirken. Für Influencer:innen bedeutet dies eine Herausforderung: Sie stehen in der Verantwortung, bewusster und transparenter mit ihren Werbepartnerschaften umzugehen. Auch wenn viele Influencer:innen bereits auf eine gesunde Lebensweise setzen und ihr Publikum inspirieren, zeigt die Studie des Zentrums für Public Health der Medizinischen Universität Wien, dass ein Großteil von ihnen noch ungesunde Produkte bewirbt. Transparenz und moralische Werte in der Werbung sind keine optionalen Extras, sondern zwingend erforderlich. Letztlich liegt es in unserer Verantwortung, sicherzustellen, dass Influencer-Marketing auch die Gesundheit der Gesellschaft im Blick hat. Jeder Einzelne – von Werbetreibenden, Influencer:innen und Agenturen über Plattformen bis hin zu Followern – kann dazu beitragen, eine gesündere Zukunft zu gestalten. Es ist an der Zeit, dass Gesundheit und Wohlbefinden im Mittelpunkt stehen, nicht nur für uns, sondern auch für die kommenden Generationen. Nur so kann Influencer-Marketing zu einem echten Vorreiter für eine gesündere Zukunft werden.

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