Influencer Marketing durchläuft seit Jahren einen stetigen Wandel und entwickelt sich gefühlt täglich weiter. Für mich kristallisieren sich, insbesondere mit Rückblick auf das Corona-Jahr 2020, zwei zentrale Trends im Influencer Marketing heraus, die uns sicherlich auch noch über das Jahr 2021 hinaus beschäftigen werden.
Inhalt
1. Haltung
Vor einiger Zeit war es für Influencer eher unattraktiv, eine klare Haltung zu politischen und gesellschaftlichen Themen zu beziehen. Viel zu hoch war die Angst vor dem möglicherweise negativen Echo aus der Community, das in der Folge zu einem Umsatzrückgang beim Werbekunden führen könnte.
Nicht zuletzt durch die mittlerweile omnipräsente Umwelt- und Nachhaltigkeitsdiskussion, die vor allem durch die Interessen der GenZ, aber auch durch Bewegungen wie Fridays for Future getrieben wird, gab es in Sachen Haltung geradezu einen 180 Grad Turnaround. Wer als Influencer sein Handwerk versteht, positioniert sich nun deutlich bei Haltungsfragen rund um Sustainability, aber auch Diversity, Chancengleichheit und Inklusion – um nur ein paar Themen zu nennen.
Auch werbetreibende Unternehmen und Konzerne räumen Haltungsthemen, insbesondere seit dem Jahr 2020, deutlich mehr Raum in der Markenkommunikation ein. Haltung schärft das Profil der Marke und emotionalisiert – und Emotionen sind ein wichtiger Bestandteil beim Kaufentscheidungsprozess des Konsumenten. Influencer müssen sich im Jahr 2021 also fragen, welche Haltungsthemen sie auf ihren Kanälen ansprechen und welche Position sie hier einnehmen wollen. Denn eine klare Haltung hat Auswirkungen auf das qualitative Follower-Wachstum und die Auftragslage.
Aber Achtung: Haltung heißt auch, in den stetigen Dialog mit den Followern einzutreten, die insbesondere jetzt bei Influencern Orientierung, aber auch Reibung suchen. Haltung ist langfristig, Haltung polarisiert auch einmal; in jedem Fall baut Haltung aber auf den eigenen Grundwerten und Erfahrungen auf. Wer sich also als Influencer bei Haltungsthemen von Kooperationsanfrage zu Kampagnen-Briefing hangelt und dabei die eigenen Themenfelder und den eigenen Standpunkt munter wechselt, um möglichst vielen Auftraggebern zu gefallen, wird gnadenlos von der Community abgestraft – und letztlich auch von Werbekunden und Agenturen. Diese stellen bei Haltungsthemen ihren Influencer-Cast vor allem auf belastbarer Meinungsstärke und nachweislich langfristiger Haltung des Influencers zusammen. Denn Haltung ist keine Kampagne. Haltung kommt von innen und sie sollte sich nicht nur in Worten, sondern auch im Tun manifestieren.
2. Social Commerce
Im Influencer Business schon fast ein alter Hut – erfolgreiche Influencer verkaufen seit Jahren ihren Merch auf ihren Kanälen – erlebt Social Commerce besonders seit dem vergangenen Jahr weiteren Aufwind. Nachdem Facebook, Instagram und Pinterest ihre Shop-Funktion bereits erfolgreich auf der Plattform integriert haben, ziehen laut Fachpresseberichten dieses Jahr auch YouTube und TikTok mit Social-Commerce-Lösungen nach.
Dies wird sich künftig auch auf die Nutzung von Influencern im Marketing-Mix weiter auswirken. Insbesondere bei großen FMCG-Marken wird Influencer Content derzeit vor allem zum Erreichen von Awareness- und Education-Zielen erfolgreich eingesetzt. Doch mit den wachsenden Social-Commerce-Möglichkeiten auf den Plattformen wächst unweigerlich auch die Relevanz der Conversion als zentrales KPI bei Influencer Kampagnen.
Nicht nur Influencer müssen sich künftig gefallen lassen, neben ihrer Reichweite vor allem anhand der verkauften Produkte gemessen und beurteilt zu werden. Auch Unternehmen und Agenturen müssen bei ihrer Influencer-Auswahl künftig noch genauer darauf achten, die richtigen Influencer für ihre Kampagne zu verpflichten. Denn neben dem Brand Fit braucht es für ein Best-Case-Szenario mit klarem Abverkaufsziel vor allem auch den Product Fit und fundierte Erfahrungswerte, in welchen Produktkategorien und zu welchen Verkaufspreisen die Community auf „Kaufen“ klickt.
Hier geht es zum Download des Influencer Marketing Trendreports 2021
###Über den Autor
René Schwabe arbeitet seit 2009 im deutschsprachigen Social Media- und Influencer-Kosmos auf Agenturseite in verschiedenen, leitenden Positionen. In den vergangenen Jahren hat er zahlreiche Kanäle, Creator und Formate vermarktet und konnte somit auch das sich stets optimierende Setup zwischen Kunde, Agentur und Influencer aktiv mit gestalten - u.a. für Marken/ Unternehmen wie P&G, Peugeot, Senseo, L’Oréal, Peek & Cloppenburg, DaWanda, Samsung. Seit Januar 2020 ist er bei der Brandzeichen Markenberatung und Kommunikation GmbH in Düsseldorf als Senior Digital Strategist / Lead Social Media & Influencer Relations tätig und berät dort FMCGund Premium-Marken u.a. aus dem Hause P&G in ihrer digitalen Kommunikationsstrategie, insbesondere mit Fokus auf die Social- Media- und Influencer-Aktivitäten.
*Dieser Beitrag ist im Rahmen des Influencer Marketing Trendreport 2021 entstanden.