Eine Gruppe junger Erwachsener, die gemeinsam in einer luxuriösen Immobilie eine Wohngemeinschaft bilden - und eines gemeinsam haben: Jeder einzelne von ihnen ist als Content Creator auf Social Media aktiv. Gemeinsam verzeichnen sie eine erstaunliche Zahl an Followern und ihre einzige Aufgabe ist es so viel Content wie nur möglich zu erstellen. So in etwa lassen sich Content Houses beschreiben. Es handelt sich also wortwörtlich um Häuser, häufig sogar Villen und riesige Anwesen deren einziger Zweck die Produktion von Inhalten für Plattformen, wie Instagram, YouTube oder TikTok ist. Was genau ein Content House ausmacht, und welche Gründe es für deren Entstehung und die steigende Beliebtheit gibt, wird in diesem Artikel untersucht. Dazu werden auch einige bekannte Beispiele vorgestellt.
Inhalt
- Was sind Content Houses?
- Die Entwicklung von Content Houses
- Vorteile von Content Houses
- Probleme der Content Houses
- Bekannte Content Houses
- Fazit
1. Was sind Content Houses?
Content Houses, auch bekannt als Collab Houses oder Creator Houses sind Wohngemeinschaften, in welchen mehrere Creator leben und rund um die Uhr Inhalte für Social-Media-Plattformen erstellen. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, so viel Material für ihre Channels wie nur möglich zu erstellen. Dabei inspirieren und unterstützen sie sich gegenseitig und lassen ihrer Kreativität freien Lauf.
Die Häuser tragen häufig kreative Namen mit Wiedererkennungswert, wie „Hype House“, „Sway House“, „Not a Content House“ oder „Elevator Mansion“. Die Bewohner sind in der Regel zwischen 16 und 25 Jahre alt und bereits selbst auf Social Media erfolgreich. Für das Content House wird meist auch ein eigener Channel auf unterschiedlichen Plattformen erstellt. Durch die schon im Vorfeld recht große Reichweite der einzelnen Bewohner verzeichnen diese Channel schnell über eine große Anzahl an Abonnenten. Der Begriff Content House wird aktuell vor allem mit den Nutzern von TikTok in Verbindung gebracht, sie werden deshalb auch als “TikTok-Häuser” bezeichnet. Seit dem starken Wachstum der Plattform sind diese Art von WGs nämlich verbreiteter denn je. Es gibt aber auch Häuser, welche sich auf Inhalte anderer Plattformen spezialisieren, so finden sich auch Creator von YouTube, Instagram oder Twitch in Wohngemeinschaften zusammen.
2. Die Entwicklung von Content Houses
Erste Collab Houses, in welchen sich Creator zusammenfanden, gab es bereits vor nun schon einem Jahrzehnt. In Köln waren 2012 namenhafte YouTuber, wie Apecrime, Joyce Ilg oder Y-Titty in der sogenannten Ponk-WG anzutreffen. Auch in den USA gründeten beliebte YouTuber 2014 bereits die O2L (Our Second Life) Mansion, wo sie gemeinsam lebten, und Videos produzierten. Als die Plattform Vine 2015 großes Wachstum verzeichnete, schlossen sich Bekanntheiten zusammen und gründeten eine Wohngemeinschaft in der 1600 Vine Street in Kalifornien, in der zahlreiche virale Videos entstanden.
Es gibt unterschiedliche Formate dieser Häuser. Sie unterscheiden sich je nach Laufzeit, Intention oder Räumlichkeit. Manche Kollektive mieten sich zeitweise Airbnbs an, um sich dort für bestimmte Zeit zur Erstellung von Content zu treffen. Andere Häuser wurden von einzelnen Bewohnern oder Managementagenturen gekauft und bestehen somit ohne festgelegten Zeitrahmen und sind auch gleichzeitig das Zuhause der Influencer.
Mittlerweile gibt es auch Content Häuser, die wie eine Art Bootcamp für verschiedene Creator fungieren. Agenturen oder Berühmtheiten mieteten dazu ein Anwesen für einen bestimmten Zeitraum von wenigen Tagen oder Wochen an und es werden zahlreiche Mikroinfluencer eingeladen, um bei ihrer Arbeit auf Social Media unterstützt zu werden. Vor Ort gibt es verschiedene Workshops, Challenges und jede Menge Raum für Austausch. Das Event wird in der Regel von diversen Brands gesponsert, die ihre Produkte vor Ort bereitstellten. Die akkumulierte Reichweite der Creator vor Ort bietet den Marken nämlich vielerlei Möglichkeiten deren Reichweite zu nutzen. Denn es wird dadurch eine große Zahl an Personen auf den Online Plattformen erreicht. Um Teil eines Content Houses zu werden, sollte man bereits einen gewissen Erfolg auf Social Media vorweisen, ein besonderes Talent besitzen oder extrem gut aussehen.
3. Vorteile von Content Houses
Als Mischung aus Teenie Clique, Model-Agentur oder Start Up bringt das Konzept der Influencer-WGs einige Vorteile für die Bewohner mit sich. Im Folgenden werden einige davon aufgelistet:
- Follower zusammenbringen
Die einzelnen Bewohner der Häuser verfügen bereits jeweils über eine ansehnliche Zahl an Abonnenten auf den verschiedenen Social-Media -Plattformen. Dadurch, dass die Creator durch das Zusammenleben gegenseitig auf den verschiedenen Accounts zu sehen sind, gewinnen sie eine Vielzahl der Follower der anderen Bewohner hinzu. Somit profitieren sie von schnellem Wachstum und höheren Viewzahlen, durch die Fans der Mitbewohner.
- Algorithmus
Die regelmäßigen Inhalte, hohe View Zahlen und das schnelle Wachstum der Profile hat häufig zur Folge, dass die Influencer auch vom Algorithmus der Plattformen gepusht und somit noch erfolgreicher werden. Ihre Inhalte werden nämlich als relevant eingestuft, was dazu führt, dass die Videos immer mehr Nutzern vorgeschlagen werden. Dies führt zu einem noch stärkeren Wachstum.
- Jeder Moment wird zu Content
Die Arbeit der Influencer, egal ob auf YouTube, Instagram oder TikTok, besteht darin kreative und unterhaltsame Inhalte zu kreieren. Dadurch, dass sich im gesamten Haus alles auf die Content Kreation konzentriert und die Bewohner sich rund um die Uhr damit beschäftigen, sind bereits viele Situationen für neue Videos geboten. In der Regel sind auch oft andere Influencer zu Gast und es wird viel gefeiert. So entstehen viele unterhaltsame Inhalte.
- Von den Erfolgen der Mitbewohner profitieren
Die Creator im Content House profitieren von den Erfolgen der anderen Bewohner. Wenn einer der Influencer durch ein besonders gutes Video viral geht oder einen tollen Deal mit einer Brand ergattert, werden auch alle anderen Bewohner damit assoziiert. Außerdem entscheiden sich Unternehmen auch häufig gleich für mehrere Creator aus einem Haus, um mit ihnen Kooperationen durchzuführen.
- Tolle Kulissen und Equipment
Da es sich bei den Häusern oder Wohnungen meist um prunkvolle Anwesen mit Pool, zahlreichen Badezimmern und wunderschönen, großen Küchen handelt. Bieten die Anwesen schöne Kulissen für die Bilder und Videos die dort entstehen sollen. Da die Creator einiges an Equipment besitzen, sind im Haus alle Utensilien die für guten Content benötigt werden vor Ort. Meist sind die Häuser voll mit Ringlichtern, Stativen oder Gaming Equipment, so dass der Produktion des nächsten Videos nichts mehr im Wege steht.
- Sicherheit
Während der Coronapandemie verzeichneten die Häuser einen großen Aufschwung, denn die damit verbundenen Maßnahmen machten es erforderlich zuhause zu bleiben. Dadurch erfuhr das Konzept der Content Houses noch einmal einen gesonderten Beliebtheit, da innerhalb der WGs zahlreiche Möglichkeiten geboten wurden trotz Ausgangssperre und Lockdowns interessanten Content zu kreieren.
- Marketingmöglichkeiten
Bezahlt werden die Mansions häufig von Managementagenturen. Als Gegenleistung erwarten sie bestimmte Quoten an Content. Außerdem kümmern sie sich darum, dass genügend Werbepartner für die Influencer vorhanden sind. Beworben werden häufig Tech-Produkte, Klamotten, Kosmetik, Fast Food oder Energy Drinks.
4. Probleme der Content Houses
Für Jugendliche bieten die Content Häuser die Möglichkeit berühmt zu werden. Doch das hat auch häufig seinen Preis. Ihnen werden vom Management häufig große Versprechungen gemacht, wenn sie nur genügend Content produzieren. Sie bekommen strenge Quoten vorgegeben und müssen massenhaft Videos produzieren. Dieser Stress kann zu einer hohen Belastung der Jugendlichen führen, die zudem von Freunden und Familien isoliert werden. Außerdem wurde bereits von einigen Fällen berichtet, in denen die Ahnungslosigkeit der Teenies und Familien von den selbsternannten Managern ausgenutzt wurde und sie um ihre Einnahmen betrogen wurden oder gar mit Nacktfotos erpresst wurden. Viele der WGs weisen außerdem oft einen rasanten Wechsel auf und bestehen oft nicht länger als einige Monate. So zeichnet sich der Erfolg, den die Jugendlichen durch die Content Houses erlangen können, als relativ vergänglich aus. Die Teenies setzten nicht selten dafür jedoch ihren Schulabschluss aufs Spiel und verlassen ihr Elternhaus in einem sehr jungem Alter. Jeden Tag Partys und Spaß stellt sich auch für Anwohner und die Gemeinden als Problem heraus. Die Nachbarn des „Team 10-House“, beschrieben die Nachbarschaft als „war zone“ oder „a living hell“. Der Eigentümer Jake Paul, ein YouTuber und seine 9 wechselnden Mitbewohner führten nämlich spektakuläre und gefährliche Challenges und Stunts für ihre Videos im eigenen Garten durch. So wurden unter anderem Möbel angezündet oder Gegenstände im Pool versenkt. Auch TikTok Mansions wie das Sway House erhielten negative Aufmerksamkeit. Der Bürgermeister von Los Angeles verordnete so, nachdem durch sie ein Verkehrschaos ausgelöst wurde, sie ihren Müll auf dem Bürgersteig abluden und die ein oder andere Coronaparty veranstalteten, dass den Jugendlichen der Strom abgestellt werde.
5. Bekannte Content Houses
Elevator Mansion
Der Name des Hauses leitet sich von dem Pseudonym der Bewohner ab, den Elevator Boys. Die fünf jungen Männer sind durch ihre TikTok Videos in denen sie in Aufzügen stehen berühmt geworden. Nun leben sie in einer Wohnung in Berlin, wo jeden Tag fleißig Videos produziert werden. Mittlerweile zählen sie zu den größten TikTokern Deutschlands.
TikTok: @Elevatormansion Instagram:@Elevatormansion
YouTuber WGs
Viele erfolgreiche Deutsche YouTuber gründeten gemeinsam WGs. Dazu zählt das Trio Apecrime, welche während ihrer Laufbahn als Creator zuerst Teil der Ponk WG waren und später selbst zu dritt in eine Kölner Wohnung zogen.
Die YouTuber Crispy Rob, Selfiesandra, Dima Koslowski, Filipe, Moritzmeter und Falco lebten ebenso gemeinsam in einem Haus, wo sie rund um die Uhr Content zu produzierten.
Vlog Squad
Der Amerikanische Influencer David Dobrik wohnt gemeinsam mit weiteren Creatorn in seiner Villa in Los Angeles. Dort wird fast jede Sekunde des Tages online geteilt und bereits viele Stars waren dort zu Besuch.
Hype House
Der damals 18-Jährige Chase Hudson Chase Hudson feierte große Erfolge auf Social Media, insbesondere TikTok. Er zog daraufhin nach Los Angeles, in ein gigantisches Anwesen mit 600qm Grundfläche und zehn Badezimmern. Gemeinsam mit über einem Dutzend anderen Bewohnern kreieren die Jugendlichen täglich über 100 Videos für die verschiedenen TikTok Channel. Summiert man die Follower der einzelnen Bewohner, ergeben sich über 100 Mio. Abonnenten.Charli D’Ameliolebte bereits mit 15 Jahren im Hype House. Sie besaß zeitweise das größte TikTok Profil weltweit mit über 140 Millionen Abonnenten. Mitte des Jahres 2022 wurde sie von Khaby Lamevon der TikTok-Spitze abgelöst.
Sway House
Das sogenannte Sway House beschreibt ebenfalls eine Villa in Beverly Hills, in der aktuell sechs junge Männer gemeinsam leben. Der Hauseigene Instagram Channel @swayla verzeichnet mittlerweile über 1,4 Million Follower.
Faze Clan
Hierbei handelt es sich um eine Wohngemeinschaft, die sich auf E-Sports und Streaming spezialisiert. Es wohnen mehrere Streamer zusammen, welche die meiste Zeit des Tages mit Videospielen verbringen. Der TikTok Channel des Hauses @fazeclanbesitzt nun mehr als sechs Millionen Abonnenten.
Fenty Beauty House
Auch einige Stars haben das enorme Werbepotenzial solcher Häuser erkannt. Rihanna mietete eine Villa an, in der mehrere Mädchen und junge Frauen leben, um Rihannas Kosmetikbrand Fenty Beauty zu promoten. Diese profitieren von der großen Zahl an Followern, die sie durch den Einzug in das Fenty Beauty House erhalten wohingegen Rihanna damit auf ihre Beauty Marke aufmerksam machen kann.
6. Fazit
Für junge Creator kann der Einzug in ein Content House der Startschuss für eine erfolgreiche Influencer Karriere bedeuten. Die Internet Bekanntheiten profitieren gegenseitig von ihren Erfolgen auf Social Media, bestärken sich in ihrer Kreativität und auch die optimal ausgestatteten Räumlichkeiten wirken sich besonders positiv auf die Erstellung von Fotos und Videos aus. Jedoch bringt das verbreitete Konzept auch einige Gefahren mit sich. So sollte besonders bei Minderjährigen besser darauf geachtet werden, dass sie nicht zu großem Druck ausgesetzt werden und eventuell noch nicht dazu bereit sind ohne Erziehungsberechtigte zu leben. Es gibt mittlerweile auch diverse Variationen der klassischen Content Houses. Wohnungen in welchen sich die Content Creator nur zeitweise zur Produktion aufhalten oder mehrtägige Workshops bieten durchaus vornehmlich Vorteile für angehende Creator. Die Zahl der Content Houses steigt stetig weiter, denn immer mehr Jugendliche verfolgen das Ziel Influencer zu werden und sehen in Content Houses das Potenzial diesen Traum in die Tat umsetzen.